Lyrik

Dämonenjagd

Der Teufel treibt mich aus dem Haus

der Bösewicht, der Beelzebub

mit langen, gier’gen Klauen.

Er lässt sein Haustier auf mich los

keifend, sabbernd, zähnefletschend

dass Ruhe und auch Frieden

nie wieder finden werde ich.

Und seine Peitsche holt er raus

– ein Zischen, dann ein lauter Knall –

gerade so, dass er nicht trifft.

Er, der Meister dieses Spiels

bestimmt allein die Regeln nur

und ganz zu seinen Wünschen

– Flieh!

 

Ich renne, eile, fliehend

spür‘ doch das Grauen hinterher

nur nicht zum ersten Mal, oh nein,

den Streich spielt er mir immer wieder.

Kalt sticht die Luft in meinen Lungen

das Herz, es rast, wie lange noch?

Schon wächst die Zahl der Hindernisse

„Haltet sie auf, um jeden Preis!“

 

Ich stolpere, gehe zu Boden

doch falle nicht auf harten Stein;

Und plötzlich, da verblasst die Welt.

Es sinkt herab ein weißer Schleier

unschuldig, ein tief’rer Sinn

kühlt ab die Hitze, voller Liebe

als sei’s das einfachste der Welt.

Eins der wunderschönsten Lieder

nimmt mich nun an seine Hand

macht vergessen und vergeben

bringt mir den Frieden wieder nah

Tief und innig, ur-verständlich

treffen kann mich gar nichts mehr

nun

da ich weiß

Alles hat ein Ende

Seine Macht ist gebrochen


draco domesticus

Manchmal
nur manchmal
kommt mir mein Leben vor
schlecht geschrieben, stümperhaft
nicht Licht, nicht Leichtigkeit genug

„Du bist der Autor“,
heißt es dann
„du hältst die Feder;
verändere doch
was dir so nicht gefällt.“

Nun
meine lieben Leute
schön und gut
oder gut und schön
– wie soll man schreiben
bitteschön
ohne ruhige Minute
ständig und immerzu verfolgt
von draco domesticus

Ja,
Sein ist schwer
wenn man sich erinnern muss
ein- und auszuatmen
immer wieder
Ich frage mich schon länger
wie es sich wohl anfühlt
so eine „kleine“ Implosion

Also schrei ich die Fragen
in die tiefe Nacht hinein
doch mein Geist bleibt leer
so sehr ich auch lausch‘
nur Echo hallt wider
von den Wänden
kraftloser von jetzt auf dann
bis es schließlich ganz erlischt
Und dann gar nichts mehr
nur die Stille
und ich

keine Spur mehr
selbst
von draco domesticus


 

lebens-weise

Manchmal fühle ich mich so erwachsen
und dann doch wieder  nicht
mal groß, mal klein, dann keins von beiden
Abriss, Aufbau – Schicht für Schicht

Mein Haus, das hat gar tausend Zimmer
ein Sinnbild, steht fürs Leben gleich
nur eins am Tag oder doch hundert
an Abwechslung, an Farben reich

Nicht selten ist der Weg verschwunden
scheint unsichtbar, verloren ich
die Kunst ist wieder aufzustehen
zu verlier’n, zu finden sich

So geht die Reise immer weiter
ganz gleich, wie ich mich fühlen mag
wichtig ist es, zuzulassen
denn jeder ist der letzte Tag

Manchmal fühle ich mich noch so kindlich
und dann doch wieder nicht
doch ewig will ich’s mir bewahren
als Möglichkeit neben der Pflicht


F. Schubert – „Ave Maria“ – Version: Josh Groban

Alles wird so einfach
so wunderbar leicht und luftig
und der Himmel tut sich auf
und rückt ganz nah

Dieses eine Lied,
diese eine Stimme
ist alles
und mehr als genug


 

ankommen

sich einfach
die zeit nehmen
ist wichtig

sich nicht wehren
dagegen
nachgeben
den widerstand
aufgeben

alles steh’n und liegen lassen
den ballast abwerfen
über bord werfen
und sich treiben lassen
dem wind vertrauen
wie ein kind

und ankommen
im hier und jetzt


 

„Ich habe es nie so gewollt…“

Bedauern ist leicht
Verzeihen viel schwerer
„Was…wenn?“ geht so schnell
eine lästige Pflicht

Doch was war und was ist
– ein ganz anderes Thema
und was kommen wird
weiß man sowieso nicht


 

Ich danke dir (dafür)

Seit Tagen nun
ja Wochen scheint es mir
suche ich nach diesem Gefühl
versuche wiederzuerlangen
was ich einst kannte
gar „mein“ nennen durfte

Wie fanatisch hielt ich Ausschau
nach Zeichen-Spuren jeder Art
und seien sie auch
noch so klein und unbedeutend
Doch jemand spielte Besserwisser
und setzte mich auf Glücksentzug

Doch dann, ganz unerwartet, heute
wird entschleiert wie enthüllt
und vergessen eigne Schranken
Grenzen, die ich selbst gesetzt
scheinbar in Einfaltspinselei

Nur, nichts davon ist jetzt noch Thema
wenn Leichtigkeit das Rennen macht
und ich zum ersten Mal seit langem
unbeschwert nun atmen kann

Ich danke dir dafür


 

wie Peter Pan

Ich fühle mich
so zerrissen
so verloren
in letzter Zeit
zwar
doch ist es mir
wie immer schon
sei es gestern
oder morgen

wenn das
Erwachsenwerden ist
verzichte ich darauf
dankend
lehne ich ab
nein, danke
Und mach‘ mich
auf den Weg
nach Nimmerland


 

„Meine Ruh‘ ist hin…“

meine Gedanken

sind wie der Wind

unruhig

unstet

und doch auch unausweichlich

meine Seele

gleich einem Haus

mit unendlich vielen Türen

– ich weiß nie, wo ich lande

 

unvorhersehbar

kennt man hier

keine Langeweile

doch ohne Ruhe, ohne Rast

gehetzt, getrieben

suche ich nach Zuflucht

vor mir selbst


 

so wenig und doch so viel mehr

„Manchmal fühle ich mich so anders

und dann doch wieder gleich…“

 

plötzlich kommen mir diese Worte in den Sinn

diese Worte, die sich anfühlen wie ein Zitat, an das man sich erinnert

wie die Stelle eines Buches, die man vor langer Zeit markiert hat

wie die Melodie eines Liedes, das plötzlich wieder einen Text hat

diese Zeilen erscheinen mir

in einer Wahrhaftigkeit

dass ich ehrfürchtig den Kopf neige

und mir den Geist dahinter ausmale

wie groß, wie alt, wie weise muss er doch sein

 

und doch ist da eine Vertrautheit

ein nahtloser Übergang

in meine eigenen Gedanken

und Gefühle

da frage ich mich:

habe ich das geschrieben?


 

Für meine Eltern

Einmal im Jahr

Vater- und Muttertag

ist nicht genug

Nur ab und an

„danke“ zu sagen

genügt nicht

ganz und gar und überhaupt

– erst jetzt wird mir

das immer mehr bewusst

 

Drum will ich nun

nicht länger schweigen

und mein Versäumnis eingesteh’n:

8922 mal „danke“

sind das mindeste –

so viele Tage gibt’s mich schon

nicht ganz genau, doch ungefähr

Für jeden Tag nun einen Samen

pflanz‘ ich in die Erde ein

So wachsen Bäume, Sträucher, Blumen –

ein zauberhaftes, buntes Reich

 

Dies will ich euch heute schenken

ein Zeichen meiner Dankbarkeit

die weiter sich entwickelt stets

wie dieser Garten Tag und Nacht

Möge jede Pflanze sprechen

was ich nicht sage oft genug:

 

Danke