Von Oberflächenbekanntschaften

Immer wieder mal erscheint es mir sinnvoller, bestimmte Personen nicht näher kennenzulernen. Manchmal ist der erste Eindruck, den ein Mensch auf mich macht, besser als der zweite, dritte und vierte – selbst falls er tatsächlich trügen sollte.

Es können ein spezieller Lichteinfall oder eine einzige Geste reichen, damit mir jemand ins Auge fällt. So eine winzige Kleinigkeit, doch plötzlich bin ich fasziniert an dieser Person, ich „finde etwas an ihr“.

Schon beim zweiten Hinsehen kann sich all das in Luft auflösen. Nicht alles ist wie es scheint, und nicht alles, was glänzt ist aus Gold.

Und ja, Herr Shakespeare, mir ist sehr wohl bewusst, dass es meine eigenen Erwartungen sind, die mich hier strafen*. Sie sind Schuld daran, dass ich immer wieder enttäuscht bin von dem, was ich unter der oft so viel versprechenden Oberfläche finde. Kein Grund, mir das auch noch vorzuwerfen. Es ist immerhin schon schwer genug, die eigenen Illusionen zerstört zu sehen.

Aber manchmal…. Manchmal ist es auch genau umgekehrt. Manchmal überraschen mich Menschen auch positiv. Manchmal ist eine Person auf den zweiten, dritten und vierten Blick genauso „schön“ wie auf den ersten – oder sogar noch „schöner“.

Leider weiß man das immer erst im Nachhinein, nachdem man es ausprobiert hat. Die große Kunst ist es, sich von den „Fehlschlägen“ nicht entmutigen zu lassen. Edelsteine sind selten, aber sie existieren. Und bis ich wieder einen finde, könnte ich ja vielleicht doch ein bisschen an meinen Erwartungen arbeiten.

 

 

*“Oft expectation fails, and most oft there where most it promises…”

All’s well that ends well, 2nd act, Helena

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