unwiederbringlich. Ein Wort, das mir oft durch den Kopf geht in den letzten paar Tagen. Ich treffe es an jeder Straßenecke, finde es in meinem Teesatz wieder und stolpere über es, wenn ich morgens aus dem Bett steige. Ich sehe es, wenn ich in den Spiegel schaue, begegne ihm im Supermarkt und höre es im Radio. Es ist immer, überall. Es verfolgt mich.
unwiederbringlich. Ganz schön heftig. Das muss ich erst mal sacken lassen. Ein kräftiges Wort mit einem klaren Inhalt, an dem nicht zu rütteln ist: etwas Verlorenes oder Vergangenes, das man nicht wieder zurückbringen kann. Punkt, aus, Ende. Keine Ausnahmen, keine Gnade.
Ich finde es immer faszinierend, wenn man im Leben die Möglichkeit bekommt, ein Wort „so richtig“ zu fühlen. Wenn man deutlich sein „volles Ausmaß“ wahrnimmt und mit seiner Bedeutung konfrontiert wird als wäre es die eigene. Ich durfte schon so manches Wort auf diese Art und Weise kennenlernen. Spannend wie gesagt, aber manchmal könnte ich echt darauf verzichten. So auch diese Mal. Aber ich habe keine Wahl. Auch ich nicht.
unwiederbringlich. eine kleine veränderung, die doch so groß ist. von außen nicht wahrnehmbar und doch stellt sie das ganze universum in frage, mein ganzes universum. wir reden hier von einem vierteljahrhundert! nicht von ein, zwei mickrigen jährchen. ein vierteljahrhundert. nein, mehr sogar. mein ganzes leben. von stunde null an – oder so gut wie. schon verrückt. irgendwie.
unwiederbringlich. wie kann man so etwas jemals begreifen? etwas, das verloren oder vergangen ist und nicht mehr wiederhergestellt werden kann. wie eine tür, die ins schloss gefallen ist und nun nicht mehr geöffnet werden kann. eines tages, ja eines tages werde ich vermutlich froh sein darum und glücklich darüber, dass ich nicht mehr zurückkonnte durch diese tür. aber jetzt im moment, wo ich noch nicht froh und glücklich bin, sondern mir nur rational einreden kann, das es „besser so“ ist, bin ich mir nicht sicher, ob ich nicht zurückginge, wenn ich könnte. zurück ins gewohnte, ins altvertraute. auch wenn es oft nicht rosig war. könnte ich dem widerstehen, der chance, es wieder rückgängig zu machen?
unwiederbringlich.
unwiederbringlich.
unwiederbringlich.
es wird nie mehr so sein wie es war. hätte ich gewusst, dass dies jener moment sein würde, der das unwiederbringlich in mein leben bringen würde, ich hätte vorher noch einmal in den spiegel geschaut. ich hätte mir noch einmal den menschen beschaut, der ich bis dahin war; ich hätte noch einmal meinem leben in die augen geschaut. „ah, da bist du ja.“ „ja, ich sehe dich.“ „du, ich hab dich gern.“ ein kurzer moment des innehaltens und der würdigung. ein abschied.
unwiederbringlich.
Du hast recht, je öfter man dieses Wort ausspricht umso realer wird es. Es ist echt faszinierend was du sagst, dass man bestimmte Worte fühlen kann. Bei mir war das immer das Wort „Unendlichkeit“. Vor allem als ich klein war, habe ich oft versucht mir das volle Ausmaß dieses Wortes vor Augen zu führen und das war teilweise eine echt gruselige Erfahrung, wie eine Geisterbeschwörung, wo man dann für ein paar Sekunden in einen Abgrund schauen kann, von dem man nicht weiß, wo er hinführt.
Ein sehr schöner und berührender Text.
Und irgendwie erinnert mich dein Text an „One Art“ von Elizabeth Bishop.